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JUGEND OHNE GOTT

JUGEND OHNE GOTT
von Alain Gsponer
Deutschland, 2017, DE, 114'

 

In naher Zukunft leben die Menschen in einer reinen Leistungsgesellschaft. Statt weniger ‚Erfolgreiche‘ – d.h. auch wirtschaftlich Schwache – zu unterstützen, geschweige sie gesellschaftlich einzubetten, werden sie von den Elitenschulen ausgeschlossen und gar in separaten, heruntergekommenen Quartieren isoliert.

 

Zachs (Jannis Niewöhner) Familie gehört aber der erfolgreichen Schicht an. Dass er nun in ein Assessment-Camp in der Natur aufbrechen soll, um neben seinen geistigen Schulleistungen auch seine physische Überlegenheit unter Beweis zu stellen, um sich für die renommierte Rowald Universität zu qualifizieren, passt dem sensiblen Unangepassten nicht. Statt sich mit den anderen Bewerbern dem Wettbewerb zu stellen, schreibt er lieber Tagebuch und zieht sich zurück. Dies fasziniert die ehrgeizige Nadesh (Alicia von Rittberg), obwohl oder gerade weil sie selbst überangepasst ist und unbedingt regelkonform ihre Topleistung erbringen will. Statt von Nadesh fühlt sich Zach von der geheimnisvolle Ewa (Emilia Schüle) angezogen, die im nahen Wald ganz alleine mit anderen Outsidern überlebt.

 

Als Zachs Tagebuch verschwindet und ein Mitschüler bei einer gefährlichen Übung verunfallt, ohne dass ihm rechtzeitig Hilfe geleistet würde, gerät die Situation ausser Kontrolle. Kann der vermeintlich grundanständige und integre Lehrer (Fahri Yardim) helfen – oder verfolgt auch er ganz andere, vielleicht gar eigennützige Ziele?

 

Basierend auf dem in den 1930-er Jahren erschienenen, gleichnamigen Roman des österreichisch-ungarischen Schriftstellers Ödön von Horvarth, gelang dem Schweizer Regisseur und Drehbuchautor Alain Gsponer, der mit HEIDI (2015) einen der erfolgreichsten Schweizer Filme schuf und bereits mit AKTE GRÜNINGER und DAS KLEINE GESPENST grosse Kinoerfolge verzeichnen konnte, eine brisante und aufwühlende Modernisierung des Stoffes für die heutige Zeit. Ein gesellschaftskritischer Kommentar zu der aktuellen, kompetitiven, uniformen, eigennützigen Hochleistungsgesellschaft, in der moralische Werte oft auf der Strecke bleiben.

 

«Alain Gsponer hat Ödön von Horváths Roman in die nahe Zukunft verlegt – und beweist so die Zeitlosigkeit der Geschichte, die von Totalitarismus und Perfektionswahn erzählt. [...] Stehen im Roman primär der Wertekonflikt und die Zerrissenheit des Pädagogen im Mittelpunkt, orientiert sich der Film eher an der Gruppendynamik sowie der Konturierung von individuellen Figuren. Von Horváth gab den Heranwachsenden bewusst keine Namen und wählte stattdessen Buchstaben wie «N» oder «Z». Dadurch sollte der Eindruck einer anonymen Masse verstärkt werden. Gsponers Entscheidung für die Benennung seiner Charaktere schafft hingegen Identifikationsmöglichkeiten, wodurch das beängstigende Zukunftsszenario für uns zur Naherfahrung wird.» (NZZ) 

 

«Horvath für die Jugend von heute: Die Idee ist originell, aus der antifaschistischen Parabel wird eine Art HUNGER GAMES um Bologna-Punkte.» (Züritipp)

 

«Der Aargauer Alain Gsponer (HEIDI) inszeniert makellos, beweist sein feines Rhythmusgefühl.» (Tele)

 

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