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GROUNDING - DIE LETZTEN TAGE DER SWISSAIR

GROUNDING - DIE LETZTEN TAGE DER SWISSAIR
von Michael Steiner
Schweiz, 2006, DE, 120'

 

Der Film "Grounding" erzählt, wie im Untertitel erwähnt, von den letzten Tagen der Fluggesellschaft Swissair, vom historischen Grounding ihrer Flotte vor zehn Jahren, am 2. Oktober 2001, und davon, wie es überhaupt soweit hat kommen können. Gleichzeitig schildert der Film das mit diesen Ereignissen unzertrennlich verbundene reale Schicksal des Topmanagers Mario A. Corti, dem letzten, glücklosen Chef der traditionsreichen Airline, aber ebenso das tragische Los namenloser Menschen, die im Sog des "Swissair"-Niedergangs beinahe alles verlieren: Job, Haus und ihren Glauben an die bisherige Schweiz.

Als der bisherige Nestlé-Finanzchef Mario Corti im März 2001 den Posten des "Swissair"-Chefs übernimmt, ist er auf dem Höhepunkt seiner Karriere angelangt. Schon kurz nach Amtsantritt landet er aber auf dem harten Boden der Realität: Während er das Gros des "Swissair"-Personals für sich und seine Pläne gewinnen kann, fühlt sich Corti von einem Teil des Managements im Stich gelassen, das immer noch in der goldenen Vergangenheit lebt und für sein Versagen während der Ära Philippe Bruggisser nicht zur Verantwortung gezogen werden will. Da nützt es Corti wenig, eine alte und treue Verbündete an Bord zu holen, die zähe Texanerin und Nestlé-Finanzfrau Jacqualyn Fouse. In der riesigen "Swissair"-Zentrale am Klotener Balsberg kämpft das verwegene Duo den ganzen Sommer über gegen Windmühlen, denn das Erbe Bruggisser gleicht einem Chaos.

 

Es zeichnet sich ab, dass Corti, dem bislang der Ruf des souveränen Steuermannes vorausgeeilt ist, sich diesmal überschätzt hat. Unter dem enormen öffentlichen und wirtschaftlichen Druck, der sich nach den New Yorker Terroranschlägen vom 11. September 2001 nur noch verschärft, entsteht deshalb ein unternehmerischer Kompromiss: "Swiss Air Lines" unter der Führung von André Dosé. Als dieses Konzept aber am mangelnden Goodwill der Banken scheitert und der "Swissair" Ende September 2001 die Illiquidität droht, steht Corti definitiv mit dem Rücken zur Wand.

Dramatischer Höhepunkt dieses emotionalen Thrillers bilden das Grounding vom Dienstag, 2. Oktober 2001, sowie die Ereignisse der vorangehenden drei Tage, die es in ihrer unglücklichen und intrigenhaften Verkettung verursacht haben. In der Folge entbrennt ein heftiger, dramatischer und offener Machtkampf zwischen der Zürcher Wirtschaftselite rund um den CS-Chef Lukas Mühlemann einerseits und dem Basler Establishment anderseits, zwischen zwei Firmenkulturen, zwischen zwei Management-Generationen, zwischen Staatsräson und New Economy, bis der Konflikt in jene Katastrophe mündet, die auch die Bundesräte Kaspar Villiger und Moritz Leuenberger nicht mehr verhindern: Der "Swissair" geht das Geld aus, ihre Flotte bleibt am Boden, und die Bilder dieses denkwürdigen Tages gehen um die Welt.

Nicht nur ein Unternehmen, das jahrzehntelang den Ruf einer "fliegenden Bank" hatte, bricht an diesem Tag zusammen, tausende Menschen sind betroffen, verlieren Job und Zukunftsperspektiven, erleben Dramen und Tragödien und verzweifeln an einer Welt, die sie nicht mehr verstehen. Auch ihr Schicksal wird realitätsnah in die Filmhandlung verwoben. So entsteht anhand des "Fall Swissair" das Bild einer Schweiz, wie man sie bisher nie wahrgenommen hat, einer Schweiz, die für den Grössenwahn der New Economy der 90er Jahre und die Arroganz von Macht und Geld die Quittung bekommt.

 

Nach dem Film folgt ein Podiumsgespräch mit dem letzten Swissair-Personalchef Matthias Mölleney, der sich im Film selbst spielt, und Daniel Vischer, der sich als Präsident der Gewerkschaft VPOD Luftfahrt für das Personal eingesetzt hatte. Das Gespräch leitet Emil Giezendanner, der sich als Berufsberater in Kloten um auf die Strasse gestellte Swissair-Angestellte kümmerte.

 

«Mit 'Grounding' ist Steiner eine effektsichere Dramatisierung des letzten Swissair-Kapitels gelungen.» (Der Bund)

 

«Fassungslos krallt man sich an den Armlehnen des Kinosessels fest, als ob man in einem Flugzeug sässe, das in arge Turbulenzen geraten ist. Was uns Regisseur Michael Steiner und Tobias Fueter (Schnitt) an atemloser Spannung zumuten, hat man so von Schweizer Filmern noch nie gesehen. Dabei handelt Grounding von einem Ereignis, das wir aus den Medien so gut kennen, dass wir alles längst zu wissen glauben. » (Schweizer Illustrierte)

 

«Und er ist enorm spannend – obwohl man die Geschichte im Grunde ja kennt.» (Züri-Tipp)

 

«Eine stilvolle und komplexe Chronik der Geschehnisse im Herbst 2001. Ein grosses Darsteller-Ensemble.» (Berner Zeitung)

 

«Tatsache ist, dass es dem Film mit seiner Mischung aus inszeniertem nationalem Drama und dokumentarischer Unterfütterung über grosse Strecken gelingt, die Spannung aufrechtzuerhalten. Das ist neben der weit gehend gelungenen Besetzung auch das Resultat der dynamischen (Hand-)Kameraführung, eines rasanten Schnitts und hämmernden Soundteppichs. » (Tages-Anzeiger)

 

«Der Film soll zeigen, dass die Akteure, die vermeintlich gut waren, auch Fehler gemacht haben. Man sieht aber auch, dass die vermeintlich Bösen durchaus nachvollziehbare Motive hatten für das, was sie getan haben.» (Matthias Mölleney im Tages-Anzeiger-Interview)

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