GUTE TAGE

Cristina Fessler sagt, sie werde gleich von sich hören lassen, sobald sie wieder einen guten Tag habe. Auch Boris Mlosch, Renate Flury, Daniel Pestel und Schang Hutter haben einen Neuanfang hinter sich. Der Film begleitet sie über drei Jahre hinweg, erzählt von ihrem Bemühen, ihrem Scheitern, von ihrer Erschöpfung und von den schönen Momenten des Gelingens. Die fünf Kunstschaffenden hatten nach schweren Erkrankungen die persönlichen Formen des Ausdrucks aufgeben müssen, die sie über Jahrzehnte entwickelt hatten. Es ist beeindruckend, zu erleben, wie mutig sie trotz der zunehmenden Schwierigkeiten immer wieder nach anderen Möglichkeiten suchen und zu neuen Formen des künstlerischen Ausdrucks finden.
Diese Haltung und die Offenheit, mit der sie sich mit all ihren Sorgen und Schwächen zu zeigen wagen, tragen wesentlich zur Intensität und Tiefe bei, die der Film als Ganzes ausstrahlt. Vielleicht gibt er uns sogar den Mut, den Gedanken zuzulassen, was wäre, wenn wir in unserem Leben etwas verlieren würden, das ein Eckpfeiler unserer Identität ist, sei es im Beruf, in einer Beziehung, durch einen Unfall oder eine Krankheit? Wie könnten wir unserem Leben auf eine neue, auf eine uns heute unvorstellbare Weise einen Sinn geben?
«Wie ein Refrain kehren die Bilder einer winterlichen Landschaft zwischen den Gesprächen zurück. Die Melancholie des Abschieds, mit dem die Porträtierten konfrontiert sind, wird dann greifbar, aber auch die Schönheit und der Zauber des Gegenwärtigen: Jeder gute Moment, das macht der Film deutlich, lässt das Leben aufblühen.» (Züri-Tipp)
«In seinem neusten Dokumentarfilm lotet Urs Graf Grenzen aus: die körperlichen Grenzen seiner Protagonisten, seine eigenen, aber auch die des Dokumentarfilms, wenn es darum geht, die Wirklichkeit filmisch zu erfassen. Das macht diesen eher nüchternen Film so reich.» (Fillbulletin)
«Zu was Urs Graf uns in seinem Film «Gute Tage» einlädt, ist eine das ganze Leben umfassende Botschaft: Leben heisst, immer wieder anfangen, auf neue Ziele zugehen, nicht aufgeben. In ergreifenden Worten und berührenden Bildern bringen die vorgestellten Menschen uns dies nahe.» (Der andere Film)
«Was den Film von Urs Graf, der selbst auf unsicheren Beinen steht, so berührend macht, sind die aufmerksamen Blicke auf vertraute Landschaften, die die Begegnungen mit den Künstlern wie ein zweites, leises Thema strukturieren: Feld, Wald, Wasser, Autobahn, mit allen Geräuschen, die dazu gehören – man kann den Schnee fallen hören. Und das letzte Wort? Boris Mlosch, der noch während des Films mit 60 Jahren stirbt, habe zuletzt gesagt: "Weisch, i han es guets Läbe gha, es schwierigs, aber es guets."» (Zürcher Oberländer)
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