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VATERS GARTEN

VATERS GARTEN
von Peter Liechti
Schweiz, 2013, DE, 93'

 

Der Vater kultiviert seinen grossen Garten höchst akkurat. Die Mutter bügelt Hemden und bedauert, dass der Vater nie T-Shirts trägt. Der Vater hat gerne Ordnung, immer recht und alles unter Kontrolle. Die Mutter betet und spricht über ihre Einsamkeit. Beide sind von Grund auf verschieden, haben entgegengesetzte Ansichten und Interessen und sind seit 62 Jahren verheiratet.

Fremd und doch nah – von dieser ambivalenten Warte aus wendet sich Peter Liechti seinen betagten Eltern und der Geschichte ihrer Ehe zu. Neben den bisweilen zwischen Slapstick und Wahnsinn changierenden Gesprächen und Alltagsbeobachtungen in der kleinbürgerlichen Enge der elterlichen Wohnung etabliert er als zweiten Schauplatz ein Kaspertheater. Auf dessen Bühne treten Vater und Mutter in nachinszenierten Szenen als Hasenfiguren auf. Der Sohn kann in Gestalt einer Puppe aufbrausend reagieren. Als Kommentar fungieren ausserdem wilde Sound-Effekte und Musik – sie sorgen für Unordnung, Disharmonie und Distanzierung.

Anhand von konkreten Biografien weist dieser persönliche Film über das Private hinaus auf das Lebensgefühl und Selbstverständnis einer Generation aus vergangenen Zeiten. Unsentimental, aber mit Empathie.


«Nicht zuletzt geht es mir in diesem Film auch darum, Menschen wie meinen Eltern, die nie im Rampenlicht der sogenannten "Öffentlichkeit" standen und trotzdem – oder erst recht – ihren lebenslangen Beitrag zur Erhaltung unserer Gesellschaft und Kultur geleistet haben, ein kleines Denkmal zu setzen. Und mit ihnen einer ganzen Epoche, die dabei ist, ebenso still und unauffällig zu verschwinden.» (Regisseur Peter Liechti)

 

«'Vaters Garten' ist ein Kunststück an Ambivalenz, denn Liechti erhebt sich nicht über seine Eltern, auch wenn er Distanz nicht verhehlt. Vor allem geht es ihm darum, diese zwei Menschen, die er bisher eben nur in ihren Rollen als Vater und Mutter kannte, endlich zu verstehen - wie klar hier dann Ungeheuerlichkeiten ausgesprochen werden, ist ebenso irritierend wie die Beständigkeit, die aus diesem Lebensmodell spricht.» (Der Standard)

 

«Die vielschichtige Auseinandersetzung des 62-jährigen Regisseurs mit seinen betagten Eltern ist ein meisterliches Beispiel für den Umgang mit Nähe und Distanz in einem hochemotionalen Minenfeld, und es ist gleichzeitig ein Film, der in seiner radikalen Konfrontation mit den Eltern an Grenzen geht, dabei aber immer respektvoll bleibt und die eigene Person erstaunlich weit zurücknimmt. VATERS GARTEN ist auf jeden Fall ein grosser Film.» (NZZ)

 

«Ein grosser Dokumentarfilm über Herkunft und die Schweiz von damals – ohne falsche Gefühlsseligkeit, eigensinnig verfremdet und mit absichtlich lästigem Soundtrack.» (Züritipp)

 

«Immer tiefer gräbt sich Peter Liechti in die Geschichte seiner Eltern – und in seine eigene. Präzise skizziert er die väterlichen Prinzipien, die mütterliche Flucht in die Religion. Beide vertreten ihre Ansichten so unerbittlich, dass es einen grausen könnte. Doch "Vaters Garten" lässt ihnen ihre Würde.» (Tip Berlin)

 

«Herausgekommen ist das erstaunlich vielschichtige Bild einer Generation stolzer Schweizer, die um jeden Preis einer Normalität verpflichtet ist, mit einer sehr starken Betonung der Norm. (...) Das ist zum einen in seiner Zwanghaftigkeit bedrückend, hat aber durchaus seine brüllend komischen Momenten.» (Frankfurter Rundschau)


«Auch wenn in dem Film viel Erschreckendes gesagt wird: Liechti liefert seine Eltern nicht aus. Er zeigt auch ihre über die Jahrzehnte gewachsene Liebe, die Bescheidenheit, mit der die beiden alten Menschen ihr Leben gelebt haben. Aber trotzdem, ein Versöhnungsprogramm ist VATERS GARTEN nicht. Und das ist auch gut so. » (SRF Kultur)

 

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